Sucht und Trauma
Sep 27

Sucht und Trauma

Integrative Therapie in der Drogenhilfe

Peter Schay, Ingrid Liefke 

(VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, 297 Seiten, € 69,99, Paperback ISBN 978-3-531-16131-0) 

 

„Wenn wir über Trauma und traumatisierte Menschen reden, dann reden wir von der Zerstörung des Selbst und von dem Verlust von Glück. … von der Abgrunderfahrung, … von „broken spirits“, die das Trauma, der Sturz in den Abgrund zurücklässt“ (Ottomeyer 2008, 43ff).

„Das Wort „Trauma“ bedeutet im Griechischen „Wunde“ oder „Verletzung“, in der Psychologie steht es für eine starke seelische Erschütterung, die (im Unbewussten) noch lange wirksam ist“ (Mauelshagen 2008, 85).

Die Anamnese von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen vom Borderlinetyp, Sucht-erkrankungen, Essstörungen, autoaggressivem Verhalten und Somatisierungs- und Angst-störungen weist oft psychosoziale Krisen und traumatische Erfahrungen auf.

Kennzeichnend für eine psychosoziale Krise ist der „Verlust des seelischen Gleichgewichts, den ein Mensch verspürt, wenn er mit Ereignissen und Lebensumständen konfrontiert wird, die er im Augenblick nicht bewältigen kann, weil sie von der Art und dem Ausmaß her seine … Fähigkeiten … zur Bewältigung seiner Lebenssituation überfordern“ (Sonneck 2003, 319).

In unserer Arbeit begegnen wir seit Jahren dieses Phänomen. Viele unserer Patient*innen haben Deprivation, körperliche und sexuelle Gewalt erfahren, sind in schwerste psychosoziale Krisen geraten. Diese Erfahrungen haben sich schädigend auf ihre Seele und ihren Körper ausgewirkt.

Die vorliegende Arbeit greift die Erfordernisse in der Behandlung von traumatisierten Patienten, die offensichtlich unter den Folgesymptomen leiden, im Kontext der medizinischen und sozialen Rehabilitation auf. Unsere Erfahrungen in der therapeutischen Arbeit mit dieser Klientel zeigen uns, dass wir bei diesen Patient*innen mit dem herkömmlichen Behandlungs-setting der medizinischen und sozialen Rehabilitation häufig an Grenzen kommen.

Auf dem Hintergrund unserer therapeutischen Ausbildung im Verfahren der Integrativen Therapie und unserer Ausbildung als Fachberater für Psychotraumatologie können wir für diese Patient*innen ein therapeutisches Setting gestalten, das die Störungsbilder Sucht und Folgestörungen traumatischer Erlebnisse berücksichtigt.

Wir wollen mit der Studie „Integrative Traumatherapie in der Drogenhilfe“ untersuchen, inwieweit dieser Behandlungsansatz adäquate und messbare Therapieerfolge ermöglicht.

Unsere Thesen lauten: 1) Der überwiegende Teil der Patient*innen in unseren Einrichtungen hat traumatische Erfahrungen im biographischen Kontext erlebt, 2) sie haben in deren Folge Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt und 3) ein trauma-spezifischer Behandlungsansatz kann bei dieser Patient*innengruppe zu besseren Behandlungsergebnissen führen.